Im Einsatz in der Molkereiabteilung: Lincoln Fernandes und Susanne Lüthi.
Peter Brand
Herr Fernandes, Sie sind im ersten Lehrjahr Ihrer Ausbildung zum Detailhandelsassistenten. Wie geht es Ihnen?
Ich bin so weit gut unterwegs, sowohl in der Berufsfachschule als auch im Lehrbetrieb. Mein Ziel ist es, die Lehre mit einer guten Note abzuschliessen. Im ersten Semester hatte ich einen Notendurchschnitt von 4,5. Ich möchte mich noch etwas verbessern.
In welchem Bereich sind Sie zurzeit im Einsatz?
Grundsätzlich überall. Aber heute bin ich in der Molkereiabteilung, wo ich die Abteilungsleiterin vertrete. Ich fülle Waren auf, kontrolliere die Lieferliste, nehme Bestellungen vor und überprüfe die Ablaufdaten. Waren, die heute ablaufen, nehme ich aus dem Regal, damit wir sie reduziert anbieten können. Ich beantworte Fragen von Kundinnen und Kunden, die etwas wissen wollen oder ein bestimmtes Produkt suchen. Der Kundenkontakt ist eine wichtige Aufgabe.
Vor Ihrer jetzigen Ausbildung absolvierten Sie eine Vorlehre. Wie kam es dazu?
Ich komme aus Indien und bin erst seit fünf Jahren in der Schweiz. Als ich nach einer Lehrstelle im Detailhandel suchte, erhielt ich nur Absagen. Daher wollte ich zunächst ein 10. Schuljahr absolvieren. Mein Klassenlehrer machte mich zusätzlich auf die Vorlehre aufmerksam. Er fand, das wäre eine gute Lösung für mich. So bewarb ich mich für einen Vorlehrplatz bei der Migros – und es funktionierte.
Wie haben Sie dieses Brückenangebot erlebt?
Das war für mich ein sehr wertvolles Jahr. Es gelang mir, mein Deutsch deutlich zu verbessern. Zudem konnte ich die eine oder andere Lücke im Schulstoff schliessen. Parallel dazu konnte ich bereits im Lehrbetrieb arbeiten und praktische Erfahrung sammeln.
Nun liegt das erste von zwei Lehrjahren schon fast hinter Ihnen. Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Nach der Lehre möchte ich gerne in der Migros weiterarbeiten und Geld verdienen. Meine Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen sagen immer, dass ich der nächste Marktleiter sein könne. Das reizt mich schon. Andererseits könnte ich mir als Plan B auch gut vorstellen, später in die IT zu wechseln.
Frau Lüthi, Sie sind Marktleiterin und Berufsbildnerin der Migros Filiale Bethlehem. Wie beurteilen Sie die Leistungsentwicklung von Herrn Fernandes?
Sie ist sehr erfreulich. Vor allem, wenn man in Betracht zieht, wie Lincoln vor zwei Jahren in die Vorlehre startete. Er wanderte spät in die Schweiz ein, sprach noch nicht gut Deutsch und war sehr unsicher.
Welcher Aspekt seiner Entwicklung freut Sie am meisten?
Sein Auftreten. Er ist selbstsicher geworden und trotzdem bescheiden geblieben. Er verrichtet seine Arbeit gut und selbstständig. Versteht er etwas nicht oder möchte er etwas wissen, Fragt er nach. Da er aufgrund seiner Vorlehre bereits Erfahrung im Betrieb gesammelt hat, kann er sogar andere Lernende anleiten. Er hat bei uns viel gelernt und kann nun sein Wissen weitergeben.
Wie wichtig war es für ihn, vorgängig eine Vorlehre zu absolvieren?
Dieses Jahr hat ihm sehr gut getan. Es war eine gute Investition. Wäre er nach der Schule direkt in die Lehre eingestiegen, wäre er nicht auf dem heutigen Stand der Ausbildung. In der Vorlehre stand er noch nicht so unter Druck und konnte in Ruhe Fuss fassen und in der Arbeitswelt ankommen.
Worauf gilt es in seiner weiteren Ausbildung zu achten?
Lincoln ist wie gesagt oft in der Molkereiabteilung im Einsatz. Es wird nun in den nächsten Monaten darum gehen, ihn auch mit allen anderen Bereichen noch besser vertraut zu machen – zum Beispiel mit den Bereichen Metzgerei, Gemüse, Brot, Kundendienst und Blumen sowie Food. Im zweiten und letzten Lehrjahr wird dann bereits die Vorbereitung auf das Qualifikationsverfahren beginnen.
Zeitungsartikel: Einsteiger / Erstpublikation 13.05.2023
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